Es ist Samstagmorgen 07:34 Uhr, als die Feuerwehren Münchehagen, Bad Rehburg, der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Rehburg sowie der ABC-Zug der Kreisfeuerwehr Nienburg/Weser zu einem Unfall auf die gesicherte Altlast nach Münchehagen alarmiert wurden.
Bereits Stunden zuvor haben Mitglieder der Feuerwehr Münchehagen und das Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim, das die Anlage betreut, ein Übungsszenario vorbereitet. „Wir haben eine Alarmübung extra angesetzt, um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren, die Handhabung der Notdekontamination (Not-Dekon) aber auch die Zusammenarbeit mit dem ABC-Zug zu üben„ so einer der Übungsleiter. Zusätzlich wurden zwei erfahrene Kameraden als Übungsbeobachter eingesetzt.
In der ehemaligen Sonderabfalldeponie, die in der 1980er Jahren geschlossen und in den späten 1990er Jahren saniert wurde, lagern noch verschiedene gefährliche Abfälle. Das Gelände wurde damals mit einer 30 Meter tiefen und rund 1,2km langen Dichtwand sowie einer Oberflächenabdichtung gesichert. Ein ständiges Monitoringprogramm überwacht das Gelände. Die Anlage wird vom Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz betreut.
Als Ausgangslage für die Feuerwehren und dem ASB war, dass ein Mitarbeiter auf dem Gelände verunfallt ist und dieser sich nicht in einem festgelegten Zeitintervall gemeldet hat. Dadurch, dass eine Rückmeldung fehlte alarmierte die überwachende Stelle die Feuerwehr.
Beim Eintreffen der ersten Kräfte wurden umgehend Suchtrupps unter schwerem Atemschutz beauftragt, das Gelände nach dem vermissten Mitarbeiter abzusuchen. Noch während die Trupps den Vermissten suchten, richteten weitere Einsatzkräfte die Fläche und Technik für die Notdekontamination her.
Während die Errichtung der Not-Dekon ihren Abschluss fand, entdeckten die Suchtrupps den Mitarbeiter. Dieser gab an, dass bei Wartungstätigkeiten ein Rohr geplatzt sei und er durch eine unbekannte Substanz oberflächlich kontaminiert wurde.
Da der bereitstehende Rettungsdienst die kontaminierte Person nicht behandeln konnte, wurde der Mitarbeiter durch die Not-Dekon geschleust und der medizinischen Versorgung zugeführt. Auch eine Befragung des Mitarbeiters im Rettungswagen konnte keinen Aufschluss darüber geben, welcher Gefahrenstoff ausgetreten war.
Diese Kenntnis veranlasste die Einsatzleitung einen Trupp im Chemikalienschutzanzug in den Bereich zu schicken, wo der Mitarbeiter nach eigenen Auskünften tätig war.
Jetzt trat der zweite Teil der Übung in Kraft. Ein Feuerwehrangehöriger im Chemikalienschutzanzug sollte einen Schwächeanfall vortäuschen und sich bewusstlos stellen. Diese Lage ist selbst für erfahrene Einsatzkräfte eine Stresssituation.
Nachdem die Einsatzkraft zu Boden sackte, wurde eine Notmeldung durch die anderen Truppmitglieder an die Einsatzleitung abgegeben, die sofort einen Rettungstrupp zur bewusstlosen Einsatzkraft schickte. Mit einer speziellen Trage wurde der Kamerad zur Not-Deko gebracht, oberflächlich dekontaminiert und aus seinem Schutzanzug geschnitten. Mit der Übergabe an den Rettungsdienst endete die Übung.
In einer Übungsnachbesprechung, die anschließend erfolgte, wurden entdeckte Fehler direkt angesprochen. Eine kritische aber auch konstruktive Auswertung werde in den kommenden Tagen noch erfolgen, so die Übungsleitung.
Nachdem alles wieder auf die Fahrzeuge verlastet wurde, ließ man die Übung mit einem gemeinsamen Grillen ausklingen.
Text: Marc Henkel, Pressesprecher der Kreisfeuerwehr Nienburg/Weser
Einsatzkräfte dekontaminieren den Mitarbeiter in der Not-Deko© Marc Henkel, Pressesprecher der FF Stadt Nienburg/Weser und der Kreisfeuerwehr Nienburg/Weser
Mit einer Schere wurde die verunfallte Einsatzkraft aus dem Schutzanzug geschnitten© Marc Henkel, Pressesprecher der FF Stadt Nienburg/Weser und der Kreisfeuerwehr Nienburg/Weser
Einsatzkräfte legen ihre Schutzkleidung für die Not-Deko an© Marc Henkel, Pressesprecher der FF Stadt Nienburg/Weser und der Kreisfeuerwehr Nienburg/Weser